Phantom und Leberkäs

Major Bierbach, Fluglehrer und Testpilot wie ich, hatten den Auftrag 2 zivile Testpiloten von MBB auf die Phantom II RF 4 E umzuschulen. MesserschmittBölkowBlohm, sollten zunächst die RF 4 E, Aufklärerversion warten, und später die F4 F, die Jägerversion, in Deutschland, für die Luftwaffe bauen.

Da die beiden, jetzt Zivilisten, ein Deutscher, Terbek, den ich schon aus ”Fürsty-Zeiten” kannte und ein Holländer, der wie alle seine fliegerischen Kameraden der ”KLM” (konigliche lucht macht) Supertypen waren, die schon Erfahrungen auf allen möglichen Flugzeugtypen der beiden Luftwaffen hatten, war die Umschulung, sozusagen ”ein Klacks”. Ein Problem allerdings war, dass sie Fürstenfeldbruck, bzw. Manching wohnten und natürlich über möglichst viele Wochenenden nach hause wollten! vom unserem Standort, Stadum/ Nordfriesland an der dänischen Grenze, bis Fürstenfeldbruck/Bayern sind es immerhin rd.1000 km; mit dem Auto an Wochenenden mindestens 8-10 Stunden Fahrt, mit der F4, bei 0.9 Mach auf der “Diritissima“, 30-45 Min.!

Wir regelten das so, dass wir alle 2 bis3 Wochen mit den beiden vom Norden der Republik in den bayerischen Süden flogen. Auf den Strecken hin und zurück konnten wir Flüge aus dem Ausbildungs-Programm bestreiten, denn dieses Programm war wegen der hohen Kosten, Flugstunden mäßig, streng begrenzt.

Das Ende ihrer Ausbildung war zu diesem Zeitpunkt absehbar. Aus irgendwelchen Gründen waren die beiden schon länger nicht mehr zuhause gewesen! Sie beknieten Wolfgang und mich noch einmal nach Manching zu können.

Das Programm schrieb 2 simulierte Testflüge als Abschluss des Programms vor. Wolfgang und ich wurden uns einig wurde, dass wir in Manching, MBB – Flugplatz, eine Abschlussparty verdient hätten. Wir würden dann einen Weg finden!

Allerdings müssten wir die beiden ausstehenden Programme, ohne die Möglichkeit einer Wiederholung, durch ein ”out and back” (hin und zurück) gestalten. Alle stimmten zu, für Bierbachs und meine Gattin allerdings war der Einsatzbefehl dafür Grund für ein weiteres verpasstes Familien-Wochenende.

Es ist in einem Aufklärungs-Geschwader nicht möglich einen Flug zu verschweigen, auf dem man sich mit Lebensmittel-Spezialitäten der besuchten Gegend eindecken kann um damit ”flightline-parties” oder ”Staffelfeste” zu bereichern. Einkaufen für private Feste war nicht erlaubt. Dieses Verbot wurde von den fliegenden Besatzungen nie, wie käme man auch dazu, nie übertreten! Dies galt natürlich auch für Alkoholika und Zigaretten, die man zollfrei auf amerikanisch/englisch und kanadischen Flugplätzen in Deutschland, aber auch in England erwerben konnte! Wie gesagt, nur für Dienstveranstaltungen, nie für private! Nie! Besonders wenn es sich in Bayern um Bier und Leberkäs handelt.

Von diesen ”Rohwaren” bestellten nun die ”projekt-officers” immerhin 2 x 50 ltr ”Wiesnbier” und 80 Portionen Leberkäs, roh in 1 kg Folienschachteln. Die Phantom hat dafür Platz in der Nase und wenn man die Kameras ausgebaut hätte, zusätzlich für mindestens eine Kuh!

Wir flogen also los, erledigten den 1. Testflug ”according to book” auf dem Hinweg und nahmen an einer Riesenparty mit der Erprobungsabteilung der Firma in Manching teil.

An unserem Flugzeug stand am übernächsten Morgen der liefernde Metzger und bepackte die Nase meines Fliegers mit den Leberkäs Packungen. Der kannte das schon. Nach dem Bier befragt musste er uns leider mitteilen dass das nicht geklappt habe, er könne aber bis zum Nachmittag die gewünschten Fässer für Wolfgangs Flieger besorgen. Dazu hatten wir aber keine Zeit mehr, Bier gibt`s ja auch in Norden. Wir brachen auf.

Das Testprogramm wurde abgeflogen und mein “Schüler“ machte einen wirklich guten Flug, sodass ich im ab Gütersloh erlaubte das nochmal zu fliegen was ihm an den Manövern den meisten Spaß gemacht hatte. Einiges „Extraordinäres“, nichts für „Normalpiloten“ und was bei Testlügen nicht unbedingt notwendig ist flog ich ihm vor und er flog es nach!

Dann waren wir über unserem Platz in Leck angekommen, er landete, ich gratulierte zum bestandenen Lehrgang und wir rollten vor unseren Hangar.

In der Biege sehe ich den uns ein winkenden 1.Wart wie er plötzlich die Hände vors Gesicht schlägt!— Da durchzuckt es mich wie ein Blitz!—— Wir haben Leberkäs geladen!!! …….Und Test- Kunstflug durchgezogen! …….Ich hab die Leberkäs Kosten ausgelegt!!

Fast breche ich mir die Beine beim raus klettern aus dem hinteren Cockpit und dem Sprung von der Tragfläche! Ich renne an die Nase und sehe …….. leberkäs-braun-gefärbte Kamerafenster!!

Lange Rede kurzer Sinn, der Leberkäs war gleichmäßig im gesamten Kamera-Kompartment verteilt. Neckisch klebten die leeren Folienkästchen an der zähen Unterlage und ich musste, ob ich wollte oder nicht mein Geld retten soweit es ging! Ich hatte ja Metzger gelernt und konnte mit dem ”Schlesinger” einer Plastik-Spachtel umgehen und begann mit meiner ”Schlesinger-Hand” das Brat zurück in die Kästchen zu füllen! 60 hab ich geschafft! Die Reinigung einer F 4 Nase kostet mindestens einen Kasten Bier an die Bodencrew. Die Verlustsumme war, weil wir den Gesamtbetrag MBB aufdrückten, durchaus überschaubar, denn zivile Testpiloten verdienen mindestens das X-fache wie ein armer Stabsoffizier!

Den kleinen Ölgeschmack im gebackenen Leberkäs haben die meisten, sich gerne als Gourmets aufspielenden “Mitesser“, nicht entdeckt!

Sicher war aber eines: Hätte Wolfgang seine 2 Fässer Wiesn-Bier, wie ich meinen Leberkäs, vergessen an Bord zu haben, hätten wahrscheinlich in der Gegend um Würzburg Bierbomben eingeschlagen!

Co-lateral-Schäden!

MfG Heiner “Pluto“ Hofmann

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